Sonntag, 4. September 2016

#2 Die erste Woche

Soo.. jetzt bin ich schon eine ganze Woche hier in Lilongwe, und wir haben uns schon so halb eingelebt. Es gibt schon so viel zu erzählen :D!

Die Ankunft
Als wir letzten Samstag in Lilongwe angekommen sind, hat uns am Flughafen direkt Jana, eine ehemalige Freiwillige abgeholt und wir sind mit dem Taxi zu unserem neuen zu Hause im Stadtteil Biwi gefahren. Da wir vom Flughafen in die Stadt eine Weile gefahren sind (vor allem weil viel los war auf den Straßen), bekamen wir schon die ersten Eindrücke von der Umgebung. Was ich in dem Moment genau gedacht habe, weiß ich nicht mehr, ich war einfach überwältigt und alles erschien mir noch eher surreal.
Unser Haus liegt nicht in einem sehr reichen Stadtteil von Lilongwe, wie manche vielleicht erwarten würden. Das Haus enthält drei nebeneinander liegende Wohnungen und ist von einer Mauer mit Stacheldraht umgeben, wir brauchen uns also keine Sorgen um Einbrecher oder ähnliches machen. Rechts neben uns wohnt der Sohn des "Landlords" (also unseres Vermieters) namens Henry mit seiner Frau und links neben uns wohnt ein sehr nettes junges Paar mit einem sehr süßen Kind. Esther und die Frau von Henry können wir wirklich alles fragen, falls wir Probleme oder Fragen haben.

Als wir unsere Wohnung betreten haben, waren wir schon erstmal geschockt, wie dreckig und unordentlich sie hinterlassen wurde. Aber man gewöhnt sich schnell daran und wir haben die letzten drei Tage auch schon angefangen, auszumisten und sauber zu machen.
Die Wohnung hat ein großes Wohnzimmer, Küche, Dusche, Klo und 3 Schlafzimmer.. Also ziemlich groß für zwei Leute!:)


Unser Wohnzimmer mit Esstisch im Vordergrund




Ausflug nach Dedza
Am Sonntag, unserem zweiten Tag hier, wagten wir uns gleich auf einen Ausflug mit Jana und einem ihrer malawischen Freunde Alex. Mit dem Minibus sind wir Richtung Dedza gefahren, was ca. 2 Stunden von Lilongwe weg ist. In einem kleineren Dorf nahmen wir dann zwei public motorbikes, das heißt zwei Motorräder, auf denen wir uns jeweils zu dritt draufgequetscht haben (mit Fahrer natürlich). Sie sollten uns zu den berühmten Chongoni Höhlenmalereien bringen, die ein Stück weg von diesem Dorf lagen.
Die Fahrt hat mega Spaß gemacht, wir sind mit ordentlichem Tempo durch die schöne Landschaft und ein paar Dörfer gebrettert, wo uns alle Kinder hinterher gewunken haben :D
Unsere Fahrer sind dann einem Schild gefolgt, das uns irgendwo ins nirgendwo leitete. Leider wussten die beiden selbst nicht so genau, wo die Höhlen sind.. Die beiden haben sich aber reichlich mühe gegeben, uns etwas davon zu zeigen. Sie führten uns auf einem Berg von Fels zu Fels, leider ohne Malereien, bis wir schlussendlich oben auf dem Berg angekommen waren. Die Aussicht, die wir beim hochklettern schon bemerkt hatten, war hier oben gigantisch! Man konnte unglaublich weit schauen und die hügelige Landschaft Malawis bestaunen.
Man muss übrigens anmerken, dass es keinerlei befestigten oder markierten Weg dort hoch gab und ich mit Birkenstocksandalen unterwegs war.. ich konnte ja nicht ahnen dass wir so sportlich unterwegs sein würden :D jedenfalls sind wir glücklicherweise keiner Black Mamba oder ähnlichem begegnet!
Nachdem wir den Abstieg auch gut überstanden hatten, sahen wir zu unserem Glück doch noch Höhlenmalereien an einem anderen Berg. Ich erwähnte ja schon, dass sich unsere "Guides" ersichtlich Mühe gegeben haben !
Nach dieser aufregenden Tour fuhren wir noch in die Töpferei von Dedza, um selbstgetöpferte Tassen zu kaufen und unseren Hunger mit Käsekuchen zu stillen (es it sehr touristisch dort, deswegen gibt es Käsekuchen, der aber wirklich seehr lecker war!).
Abends, als wir wieder in Lilongwe ankamen, aßen wir noch gemütlich ein paar "Chips und Chicken" oder einfach nur "Chipsies" (Pommes mit Hühnchen), ein sehr beliebtes fast food hier in Malawi.


Die Aussicht beim Aufstieg


Top Wander- und Kletterschuhe !


Auf dem Gipfel in einer Steinhüttte

Die Malereien




Montag
Montag waren wir den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, mit dem Versuch, unseren Strom im Haus zum Funktionieren zu bringen. Das war gar nicht so einfach, da anscheinend unser Account für unser Haus nicht mehr existierte. Nach ewigem hin und her hatten wir dann abends endlich Strom! Da hier aber trotzdem sehr oft der Strom ausfällt, haben wir oft genug Candlelight-Dinner mit Toastbrot und Erdnussbutter.
Jeden zweiten Tag fällt auch das Wasser aus, da es insgesamt nicht genug Wasser gibt. So wird dann den verschiedenen Stadtteilen von Lilongwe abwechselnd das Wasser abgestellt. Da wir in keinem sehr reichen Stadtteil wohnen, fällt das Wasser eben öfter aus. Wir füllen aber den Tag davor schon immer alle Behälter auf, die wir so haben und haben dann genug zum Duschen, Kochen usw.

Candlelight :)

  
The Taste of Malawi
Dienstag sind wir mit Jana und Alex in ihr 2014 gegründetes Projekt "the Taste of Malawi" gegangen.
Jana war von 2013-2015 selbst Freiwillige in Lilongwe in einem Straßenkinderprojekt und gründete dann selbst ein neues Projekt, bei dem schon ausgebildete Schneiderinnen weitgebildet werden. Die Ausbildung für Schneider hier in Malawi ist nämlich leider nicht sehr weitgefasst und die Schneider werden ohne gute Kenntnisse auf den Mart geschickt. Außerdem unterstützt das Projekt vor allem Frauen, da diese besonders Probleme haben, auf dem Markt einen Platz zu finden, vor allem weil sie sich das oft nicht zutrauen.
Dort in ihrem Projekt haben wir dann ein paar super nette junge Frauen kennen gelernt, mit denen wir gleich Nummern ausgetauscht haben. Eine Frau namens Tiyese hat uns gestern sogar angerufen und ihren Besuch nächstes Wochenende angekündigt. Da haben wir uns sehr gefreut!:)
Die Kinder von Alex' Schwester haben wir auch kennen gelernt, da das Projekt direkt neben dem Haus seiner Eltern ist und die Kinder bei den Großeltern während der Ferien zu Besuch waren. Die beiden Schwestern, Cumbo und Vera, sprechen sehr gut Englisch, was uns ziemlich fasziniert hat (die beiden sind noch sehr jung). Das war ein sehr schöner Tag, aber auch ein langer, weswegen wir uns abends dafür mit sehr leckerem indischen Essen belohnt haben, bei dem wir Alex' Mitbewohner Andrew und Alex' Bruder Martin kennen gelernt haben.
Hier in Malawi leben sehr viele Inder, die sich aber leider eher abschotten und ihre eigene "Welt" aufbauen. Für uns aber nicht schlecht, da es viele gute indische Restaurants gibt! Ein Malawier hat auch zu uns gemeint, dass Malawier gerne scharf essen (was sie wirklich gerne tun, und zwar richtig scharf :D), seitdem es so viele Inder in Malawi gibt.

 
Unser Haus wird überbevölkert
Mittwoch kamen dann 6 Besucher, die bis Samstag blieben. Das war das Workcamp Malawi (Angebot von Kolping), das vorher drei Wochen im Kuti Wildlife Reserve arbeitete. Plötzlich war es in unserem Haus sehr eng, wir hatten nichtmal genug Stühle :D! Waren aber alle sehr nett, wir haben uns sehr gut verstanden und mit ihnen das erste mal gekocht, da es bisher abends nie Strom gab!
Clara und ich haben, während die Truppe in Lilongwe unterwegs war, endlich angefangen aufzuräumen. Das war (bzw ist) sehr viel Arbeit, da unsere Vorfreiwilligen viele unnötige Sachen aufgehoben haben :P

Nachtleben
Donnerstag Abend waren wir das erste Mal in einer Bar namens Livingroom mit Jana, Alex, Martin und Lena (eine Workcamp-Teilnehmerin). Da war leider seehr wenig los (anfangs waren wir die einzigen Gäste), aber die Bar ist echt nice! Nebenan in einer anderen Bar des gleichen Besitzers, spielten wir dann noch eine Partie Billard.

Freitag Abend wurden wir zu Alex nach Hause eingeladen. Dort gab es ein kleines Lagerfeuer mit Freunden von Alex. Wir haben Süßkartoffelchips und Marshmallows gesnackt (von den gegrillten Marshmallows waren sie total begeistert, die kannten das noch gar nicht :)) und gesungen/gerapt. Sehr lustig war es, als sie wollten, dass wir ihnen ein deutsches Lied vorsingen. Wir haben ein paar Zeilen von "In der Weihnachtsbäckerei" gesungen und viele wollten nicht glauben, dass es ein Weihnachtslied war. Martin war überzeugt davon, dass es die deutsche Version von "Old McDonald" war!:D  Ich habe mich lange mit Alex' Cousin unterhalten, habe ihm von meinen Hobbies erzählt, was er sehr spannend fand.. Da Malawier klassische Musik aus dem Westen nicht wirklich kennen, ist ihnen auch die Geige ein fremdes Instrument. Natürlich kann man nicht immer alles verallgemeinern, vielleicht gibt es auch Malawier, die damit vertraut sind, aber ich denke die Mehrheit ist es nicht.


Die Hoffnung nicht aufgeben
Samstag Abend hatten wir uns schon sehr auf das Konzert von "Busy Signal" gefreut, einem Malawischen Sänger, dessen Songs wir schon oft im Minibus gehört haben. Das Konzert war schon den ganzen Tag mit sämtlichen Vorbands am Laufen, vor allem kam viel Raggae am frühen Abend. Wir waren ausgestattet mit Bier und Keksen und hatten vor dem Konzert Chipsies und Samosa gegessen (Samosa ist eine afrikanische Spezialität; eine mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigtasche). Wir waren also bereit für ein lässiges Konzert. Leider konnte niemand so richtg abschätzen, wann Busy Signal kommen würde, und es wurde immer kälter (Jaa, hier ist es im Moment nachts richtig kalt!). Irgendwann kam dann noch ein recht guter Sänger namens Lulu, aber uns war schon sehr kalt und Signal war nicht wirklich in Sichtweite. Während des Konzerts haben wir mit vielen betrunkenen Malawiern gesprochen, einige ganz nette waren dabei, aber auch sehr aufdringliche..
Später haben wir uns an einem Chipsies-Stand an einem Feuer aufgewärmt, aber Busy Signal war anscheinend too busy :(.  Wir haben echt noch lange gewartet, aber irgendwann kurz nach eins haben Clara und ich die Hoffnung aufgegeben und sind mit einem kleinen Taxi nach Hause gekommen, einem sogenannten "Tuk tuk".


So liebe Leser, das war meine erste Woche in Malawi; so viel erlebt in so kurzer Zeit.. Mein nächster Eintrag wird glaub ich über das Alltagsleben in Lilongwe gehen. Über public transports, stressige Märkte usw.!
Bis dann, eure Clara!






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen