Freitag, 14. Oktober 2016

3. Die Stadt



In diesem Eintrag will ich euch der Stadt Lilongwe an sich ein bisschen näher bringen… Leider gibt es diesmal keine Bilder, weil mein Internet zu schlecht ist, um welche hochzuladen. Aber vielleicht kann ich nächstes Mal welche mitschicken :)

Die Stadt Lilongwe hat sehr viele immer bereit stehende Transportmittel. Die Minibusse werden sehr häufig benutzt, es gibt davon hier auch mehr als genug.

In einen Minibus passen ca. 15-20 Personen rein, kommt drauf an, wie groß er ist bzw. wie sehr die Busfahrer ihre Kunden zusammenquetschen... Am Anfang kam mir das Minibussystem ziemlich chaotisch vor, jedoch hab ich jetzt ein bisschen mehr Überblick darüber gewonnen. Die Minibusse haben bestimmte Linien, die sie fahren, die auf einem Pappschild vorne im Bus angeschrieben sind. Die Schilder sind aber nicht unbedingt nötig, da die sogenannten „conducter“ viele Kunden anlocken.  Sie rufen das Ziel des Busses und den Preis in die Menge und fragen manchmal auch einzelne Leute, wo sie hin wollen : „Hey my friend, where are you going? Sister, come here.“. Die Ziele sind immer bestimmte Areas, also Stadtteile von Lilongwe. Der conducter, sorgt wie gesagt dafür, dass es genügend Kunden gibt (meistens fahren die Minibusse erst los, wenn sie voll sind)und er sammelt dann von jedem das Geld ein. Es gibt keinen festen Preis, es kommt darauf an wo man fährt, aber auch auf den Minibus. Vom Supermarkt nach Hause zum Beispiel zahlen wir jeder 200-300 Kwacha (umgerechnet ca 25-40 Cent), jedoch wenn wir zur Arbeit fahren zahlen wir immer nur 100 Kwacha. Als Weißer sollte man aber immer aufpassen mit dem Preis, da die conducter von einem oft mehr verlangen. Man muss dann einfach schauen was die anderen zahlen oder Leute im Bus fragen, was sie gezahlt haben.

Wenn man in einen Minibus einsteigt, sollte man damit rechnen, dass es sehr eng wird. Der Durchschnittsminibus hat 3 Bänke, auf die jeweils ca. 4 Leute passen plus zwei Sitze vorne neben dem Fahrer. Der conducter steht auch gerne mal gequetscht an der Tür, Hauptsache der Bus ist voll. In den meisten Minibussen (Ich glaube in allen, in denen das Radio nicht kaputt ist) läuft Musik. Da laufen dann entweder malawische/afrikanische Songs oder weltweit bekannte Charts. Neulich kam die ganze Fahrt über ein Lied über „Black People“ und Clara und ich, zwei Weiße, saßen so auf den vorderen beiden Plätzen neben dem Busfahrer, das war lustig, vor allem weil das Lied immer wieder von vorne losging… :D

Dem conducter sagt man auch, wo man aussteigen will. Das kann man an bestimmten Stellen, die sozusagen Bushaltestellen sind, aber nicht gekennzeichnet. Sie sind jedoch nach einem bestimmten Gebäude oder einer Einrichtung benannt, deshalb sind sie auch einfach zu merken. Einsteigen kann man eigentlich überall, man muss den Minibus nur anhalten.

Wenn man größere Strecken durch Malawi fahren will nimmt man auch die Minibusse. Vor ein paar Wochen zum Beispiel waren wir in Salima, nah am Lake Malawi, was ca. 1 ½ Stunden mit dem Minibus entfernt liegt. Wenn man aber fast 2 Stunden in einem oft sehr ungemütlichen Minibus über die Straßen geholpert ist, freut man sich sehr über die Ankunft! :D Für sehr lange Strecken gibt es richtige Reisebusse. Letztes Wochenende waren wir auf dem größten Festival Malawis, auf dem Lake of Stars am See. Wir sind erst nach Salima gefahren mit dem Minibus und dann von da mit einem großen Bus zur nächsten großen Stadt, Mzuzu. Diese Fahrt war glaub ich die unbequemste meines Lebens! Von Salima nach Mzuzu waren es schon ca. 7 Stunden und man hatte die Wahl zwischen Stehen oder sehr gequetscht auf dem Boden sitzen, da alle Plätze schon vergeben waren… 

Um nochmal zurück zu den Minibussen zu kommen: Insgesamt sind die Minibusse sehr verratzt. Klingt vielleicht übertrieben, aber anders kann man das nicht beschreiben. Es gibt glaube ich kaum einen Minibus, der nicht auf Tankreserve fährt. Sehr oft kommt es vor, dass man den Minibus kurz anschieben muss, damit er wieder anspringt und überall auf den Straßen kann man 5-Liter-Benzinkanister kaufen. Neulich erst haben Clara und ich einen erwischt, der dann keinen Reserve-Kanister im Bus hatte und wir dann erst warten mussten, bis der conducter einen gekauft hatte. Aus diesem Grund wird der Motor immer abgeschalten, sobald es nur ein bisschen bergab geht.

Alle Minibusse haben einen ungefähr 10 cm breiten Kofferraum, aber irgendwie passt IMMER ALLES rein!  Oft wird dann halt der Kofferraum mit einem Seil festgebunden, der dann aber trotzdem ein bisschen offen steht. Einmal ist es  uns passiert, dass hinten im Kofferraum richtig viele Fische verstaut waren und dann der Kofferraum aufgegangen ist. Dann mussten wir erstmal ein paar Minuten warten, bis die Fische wieder eingesammelt waren. In einem Minibus ist auch sehr selten die Windschutzscheibe noch heil. Also bis jetzt haben wir fast nur gesprungene Windschutzscheiben gesehen, zumindest in Lilongwe. Die hintere Scheibe ist manchmal gar nicht mehr vorhanden, sondern komplett mit Klebeband zugeklebt ..:D 

Trotzdem fahren wir richtig gerne Minibus, weil es billig ist und Musik läuft und eigentlich immer einer bereit steht. Wenn nicht, kommt in den nächsten Minuten einer (Zumindest wenn man nicht abends zu einer Uhrzeit fährt, bei der die letzten fahren). Oft lernt man auch Leute im Miinibus kennen, die einen einfach so anquatschen, oder man unterhält sich mit dem Busfahrer, wenn man vorne sitzt.

Neben den Minibussen gibt es aber auch Taxis, „Tuktuks“, Fahrradtaxis, und natürlich das Trampen. Für kurze Strecken trampen wir immer, das macht jeder hier. Manchmal ist es richtig hart, einen Lift zu bekommen und wir warten wirklich 20 Minuten oder so, aber oft hält auch eines der ersten Autos an. Darüber lernt man richtig viele Leute kennen, die meisten fragen einen über die Arbeit und woher wir kommen usw. aus. Am coolsten ist es immer, wenn uns ein Pickup mitnimmt und wir hinten auf der Ladefläche mitfahren dürfen, das macht unglaublich Spaß! Hier in Lilongwe gibt es zwar viele Pickups, aber viele nehmen einen nicht mit. In Salima zum Beispiel ist das viel verbreiteter, da bekommt man sehr leicht einen Pickup-Lift, bei dem man allerdings zahlen muss. Da sind dann meistens richtig viele Leute auf der Ladefläche.

Ein Taxi nehmen wir nur abends/nachts, da es sehr viel teurer ist, als ein Minibus (meistens 2 000 – 4 000 Kwacha, kommt natürlich darauf an, wohin man will) und da nachts keine Minibusse mehr fahren. Hier wird es übrigens sehr früh dunkel, d.h. spätestens um 6 geht die Sonne unter und das das ganze Jahr über. Die Taxis stehen aber auch  gefühlt an jeder Straßenecke und die Fahrer quatschen einen ständig an, wo man hin möchte. Vor allem Weiße werden penetrant angesprochen, da wir mehr zahlen könnten. Neulich haben wir Freiwillige zu siebt ein Taxi genommen nachts nach dem Feiern. Dann wurden wir von einer Polizeikontrolle angehalten und die zwei Polizisten haben erst richtig Stress gemacht. Dass wir 10 000 Kwacha zahlen müssen und sie einen Alkoholtest machen würden und wenn Alkohol nachgewiesen würde müssten wir alle auf die Wache und so.. Dann nachdem der Taxifahrer (und auch wir) mit ihm diskutiert hatte, meinte der eine Polizist „Does anyone have 1 000 Kwacha“? und die Sache war erledigt.

Die „tuktuks“ sind quasi kleine Taxis. Das sind kleine Fahrzeuge mit drei Rädern (Ihr kennt die Fahrzeuge bestimmt aus Italien oder so, da fahren die auch oft rum). Die kosten weniger als Taxis, bringen dich aber wohin du willst und die meisten geben einem auch ihre Nummer, dass man sie eben wie ein Taxi erreichen kann. 

Fahrradtaxis benutzen wir hier in Lilongwe auch nicht so oft, weil man eben mit anderen Transportmitteln schneller und billiger vorankommt. Einmal haben wir es aber ausprobiert und es war ziemlich komfortabel! Die Fahrräder hier sind auch alle ziemlich kaputt und die Taxifahrer müssen glaub ich fast jeden Tag das Fahrrad wieder in Gang bringen. Meistens sind das Fahrräder mit nur einem Gang weshalb sich die Fahrer manchmal richtig abmühen müssen. Auf dem Fahrrad ist einfach hinten auf dem Gepäckträger ein dickes Polster angebracht und am Rad zwei Fußabstellstangen.

Überall auf den Straßen gibt es Essen zu kaufen. Zur Zeit gibt es richtig viele Mangos und die sind meistens auch richtig reif, weil jetzt die Mangozeit angefangen hat!! Vor ein paar Wochen waren die nämlich noch ganz grün, aber die Leute essen die dann mit Salz das schmeckt dann ganz sauer. Sonst kann man immer Samoosa oder Mandazi kaufen. Samoosa sind mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen, das schmeckt richtig lecker, aber mit denen auf der Straße sollte man halt aufpassen, weil das Fleisch, das da drin ist, nicht immer Beef oder Chicken ist, auch wenn die das behaupten… Sehr schlimm ist das aber nicht, bis jetzt haben wir alles überlebt :D Mandazi sind kleine süße Teigbällchen, die sind eigentlich auch immer ganz lecker. Die könnte man vielleicht mit Fasnetsküchle vergleichen, nur ohne den vielen zucker oben drauf.
Fast jeden Tag gönnen wir uns auch „Chips“. Das sind frittierte Kartoffelstückchen, also Pommes. Die Chipsiesverkäufer stehen auch fast überall am Straßenrand. Sie haben über einer Steinmauer, in der ein Feuer brennt, eine metallene Platte mit einer Kuhle, in der sie die Chips frittieren. Das Öl, mit dem frittiert wird ist eigentlich ziemlich eklig, da es vermutlich den ganzen Tag darin schmort. Aber oft geht es einfach am schnellsten sich Chips zu holen, vor allem ist das auch billig und sie schmecken ja auch gut. Eigentlich gibt’s dazu auch immer Kraut und Tomaten und am Anfang haben wir das auch immer dazu gegessen, aber wir hatten oft Bauchschmerzen davon (nur ganz kurz am Morgen danach), da das Gemüse mit sehr unsauberem Wasser angebaut und gewaschen wird und das ja auch nicht gekocht ist. Deswegen verzichten wir jetzt darauf und essen die Chipsies nur mit Salz. Man kann die Chips entweder direkt am Stand essen auf der Metallplatte, oder man bekommt sie in einer kleinen Plastiktüte mit, was leider sehr schlecht ist für die Umwelt. 

Die Stadt ist insgesamt leider sehr dreckig, da es nirgends Mülleimer gibt, ich hab wirklich noch keinen einzigen öffentlichen gesehen. Zudem gibt es einfach überall wo man einkauft eine Plastiktüte dazu, die die Leute dann immer in die Gräben schmeißen. Der ganze Hausmüll wird auch in solchen Gräben verbrannt.  

In Lilongwe gibt es richtig viele Märkte, auf denen man wirklich ALLES bekommt. Gemüse, Obst, Hausartikel, Klamotten, Stoff, Schmuck, usw. Heute haben Clara und ich uns gebrauchte Schuhe gekauft, aber dafür richtig gute. Es gibt Stände, an denen neue fake Schuhe teuer verkauft werden, die dann wahrscheinlich nach ein paar Tagen auseinanderfallen, und dann gibt es richtig viele Stände, an denen gebrauchte original Schuhe verkauft werden, die man noch schön runterhandeln kann. Ich hab mir gebrauchte New Balance gekauft, die aber noch echt gut sind für 2,50 Euro. Natürlich kann man das nicht mit deutschen Preisen vergleichen, weil Malawi ein armes Land ist. Also für hier hab ich wahrscheinlich trotzdem noch viel gezahlt. 

Ein richtig cooler Markt ist jetzt leider letztes Wochenende abgebrannt. Wir waren heute mal dort, das ist schon richtig traurig, weil alles zerstört ist und viele Menschen keine Arbeit mehr haben, bestimmt gab es auch Tote. Der Markt war so cool, da er ein bisschen wie ein Labyrinth aufgebaut war, er war in so Mauern drin, es gab richtige Eingänge, und die Gassen waren so eng, dass überall Schatten war und man sich echt schnell verirrt hat.. Außerdem gab es  dort einen riesigen Chitenje-Markt. Chitenje ist der typische Afrika-Stoff, den es in endlos vielen richtig schönen Mustern und Farben gibt. Die Frauen hier tragen die Chitenje einfach so um die Hüfte gebunden als Rock oder benutzen es als Baby-Tragetasche. Sie legen ihr Baby auf den Rücken und binden dann den Chitenje um ihren Körper, das sieht sehr praktisch aus! Man kann sich aber auch alle möglichen Sachen schneidern lassen. Oft ist es dann nicht wirklich gute Qualität, weil die Schneider hier keine ordentliche Ausbildung bekommen, aber man muss sich einfach einen guten Schneider aussuchen, es gibt wirklich viele davon. Ich hab mir zwar noch nichts für mich schneidern lassen (Clara und ich haben Polsterbezüge fürs  Wohnzimmer schneidern lassen), hab ich aber bald vor, ich hab mir neulich schon einen schönen Chitenje für ein Kleid gekauft ^^.  

Charakteristisch für Lilongwe ist, wie ich finde, das Straßenchaos mit den vielen Minibussen. Die gibt es wirklich wie Sand am Meer und hupen ganz gerne Ziegen und Menschen von der Straße. Die Ziegen gibt es zwar eher außerhalb, aber dafür laufen hier auch richtig viele Straßenhunde rum, die sehen fast alle gleich aus.  Außerdem, wenn man irgendwo in eine Dustroad abbiegt gibt es auch viele Hühner, die mit ihren Küken durch die Gegend laufen.  Bei uns auf der Arbeit gibt es auch richtig viele Hühner, Hähne und Hunde (und einen richtig süßen Welpen!).

Der nächste Blog-Eintrag kommt hoffentlich auch bald, ich werde von unserer Arbeit im House of Hope erzählen. Weil wir da echt immer lang sind tagsüber, haben wir abends nie Lust, noch viel zu machen. Deswegen hat auch der Eintrag so lange gedauert.. Bis dann und liebe Grüße aus dem heißen Malawi (Jetzt hat die heiße Saison begonnen)!

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