Jetzt wird es wirklich mal Zeit, von meiner Arbeit im Projekt
House of Hope zu erzählen!
Morgens arbeiten wir in der Nursery also im Kindergarten.
Eigentlich fängt die um acht Uhr an, aber Clara und ich kommen meistens erst so
um 8:30 Uhr, weil unsere Anreise zum Projekt eine lange und oft umständliche
ist…
Von unserem Haus laufen wir die unebene Dustroad entlang zur großen
Straße, die raus aus dem Stadtteil Biwi und Richtung Area 23 führt. Da stellen
wir uns jeden Morgen in den Schatten eines großen Mangobaumes (von dem wir auch
schon abgefallene Mangos mitgenommen haben) und versuchen, mehr oder weniger
geduldig, einen Lift zu bekommen, der uns zur Petroda Filling Station (eine
große Tankstelle) bringt. Manchmal, wenn wir großes Glück haben, erwischen wir
einen Pickup, der uns auf der Ladefläche mitfahren lässt. Zwischen der Petroda
und der Total Tankstelle laufen wir dann die Straße runter zu den Minibussen,
die nach Area 24, Ngwenya fahren. Oft sehen wir im Herlaufen, wie gerade ein
Bus losfahren will, aber mittlerweile kennen uns fast alle Busfahrer und
Conducter von Ngwenya, weil wir jeden Morgen ungefähr um die gleiche Zeit dahin
fahren und zudem ja nicht gerade unauffällig sind, und so warten sie immer auf
uns. Das ist aber auch ein beliebter Trick bei den Busfahrern hier. Sie tun so,
als ob sie grade losfahren würden, und das soll anscheinend mehr Kunden
anlocken oder schneller.
Letzter Zeit dauert die Fahrt dorthin viel länger als
sonst, da manche größere Straßen neu gemacht werden und die Minibusse so die
schrecklichsten Umwege machen müssen. Die Straßen in Area 24, vor allem die Umwege,
sind eine Zumutung für Minibuskunden. Es ist eine holprige und unsichere Fahrt,
bei der man sich gerne den Kopf an der Decke des Minibusses anschlägt. Trotzdem
sind dort sehr viele Minibusse unterwegs und kommen wirklich immer, egal wie
uneben oder eng die Straße ist, aneinander vorbei. Einmal kamen wir einem
großen Hügel entgegen, der aber nur halb auf der „Straße“ war. Da dachte sich
der Busfahrer wohl: Drunter können wir nicht, drüber können wir nicht.. Wir
müssen mittendurch! Und dann sind wir mit dem Minibus so schräg über diesen
Hügel gefahren, wir dachten wirklich der Minibus kippt gleich um!
Aber, wie
wir schon festgestellt haben gilt für alle Minibusse: Nichts ist unmöglich;
Toyota! Man müsste wirklich hier einen Werbespot für Toyota drehen, da die Minibusse auch weitestgehend von Toyota oder anderen japanischen Automarken sind...
Wenn wir dann doch irgendwann irgendwie angekommen sind,
müssen wir noch 5 Minuten die Straße zu unserem Projekt runterlaufen, das
direkt am Anfang des Ngwenya-Marktes liegt, auf dem immer sehr viel los ist. Auf dem Weg hören wir schon von allen Seiten meistens Kinder - aber auch Erwachsene - Azungu (Weißer) oder Lala rufen, wie wir Projekt bekannt sind.
Sobald wir uns im Office eingezeichnet haben, kann es
losgehen. Wir kommen in die Nursery, wo die Kinder meistens schon lebhaft
Monate oder Wochentage lernen. Die liebliche Engelsstimme von Susan dringt manchmal schon durch das Kindergeschrei durch…
Susan und Partuma sind die beiden
Erzieherinnen, die mit uns in der Nursery arbeiten. Manchmal sind beide im
Raum, manchmal aber auch nur eine von beiden. Nachdem wir sehr freundlich begrüßt wurden, stürzen sich auch schon alle Kinder auf uns und hindern uns daran, Platz zu nehmen. Wir haben den Kindern auch schon neue Lieder beigebracht, zum Beispiel " I like the flowers" "Aramsamsam" oder "In the jungle". Manchmal kommen auch Kinder zu uns her und sagen, welches Lied sie hören wollen. Wir haben auch vor, den Macarena Song runterzuladen und mit denen zu tanzen, ich glaube darauf werden die richtig abgehen! Nur haben wirs bis jetzt noch nicht geschafft...
Während die Kinder also Lieder
singen und kleine Spiele spielen, wird in der Küche schon das Porridge
vorbereitet, das die Kinder jeden zweiten Tag bekommen und wir dann
auch. Mit Zucker ist das auch lecker und macht pappsatt. Die Kinder haben aber
auch ihr eigenes Vesper dabei, was meistens sehr ungesund aus Chips und Fanta
besteht. Viele haben aber auch Reis oder Kartoffeln dabei, das sie dann auf dem
ganzen Boden verteilen, vor allem den Reis, weil der sich nicht gut mit Händen
essen lässt ..:D
Während die Kinder ihren Reis auf dem Boden verteilen, kümmern
wir uns um ihre Zahnbürsten. Unsere beiden Vorfreiwilligen haben nämlich
begonnen, mit den Kindern ihre Zähne zu putzen und haben uns gebeten, dies
weiter zu tun. Am Anfang haben wir die Zahnbürsten einfach mit heißem Wasser
abgespült und sie dann wieder willkürlich verteilt, aber eine Mutter kam auf
Partuma zu und hat gemeint, das reiche nicht und die ganzen Bakterien würden
sich trotz dessen verbreiten. Also haben wir angefangen, auf jede Zahnbürste die
Namen zu schreiben (und die jeden Tag zu erneuern). Anfangs war das viel zu chaotisch, weil wir die Namen noch
nicht wirklich kannten und die Kinder sich auch nicht melden, wenn man den
Namen aufruft, bzw. es schreien 79 andere Kinder (insgesamt sind es 80, wobei
nicht immer alle da sind) „Lala, ine!“, was soviel wie „Clara, ICH!“ heißt.
Clara hat irgendwann angefangen, sich als Lala vorzustellen, deswegen sind wir für
viele jetzt Lala und Clala, vor allem viele Kinder nennen uns beide nur noch
Lala.
Susan hat uns aber immer geholfen mit den Namen und so haben
wir durch das Zähneputzen auch total schnell alle Namen gelernt. Hier eine
kleine Liste der Top-Namen:
Godfully, Innocent, Miracle und Given, Miracle und Memory, Promise,
Gift, Chimwemwe (happy), Pemphero (prayer), Charity, Mphatso (gift) Haluni und
viele mehr…
Hier in Malawi sind Namen, die eine Bedeutung haben sehr
beliebt, weswegen viele einfach englische Wörter zum Namen haben, oder die
Übersetzung auf Chichewa. Oft werden wir auch gefragt, welche Bedeutung unsere
Namen hätten oder was die Übersetzung ist.
Nachdem wir alle Zahnbürsten wieder eingesammelt haben,
manchmal etwas mühsam, geht auch schon die Pause zu Ende. Seit kurzem haben wir auch angefangen, Freitags Seifenblasen zu machen, das lieben die auch total. Dazu braucht man nämlich nur Wasser, Spülmittel und Glycerin (was man in jedem Supermarkt billig bekommt). Erst haben wir die Mischung nicht so gut gemacht, deswegen war das mit den Blasen machen etwas schwierig. Aber letzten Freitag war die Konzentration perfekt und einige Kinder haben riesige scchöne Seifenblasen hinbekommen.
Spätestens um 11 Uhr
werden alle Kinder wieder in den Raum geholt und manchmal lernen sie noch was,
zum Beispiel die ersten Buchstaben zu schreiben. Das ist ziemlich witzig, weil
dann alle mit Kreide auf den Steinboden malen oder versuchen, mit ihren kurzen Armen, die hohe Tafel zu erreichen und dafür auch gerne einen dieser furchtbar wackligen Stühle zur Hilfe nehmen.
In dieser letzten Stunde werde ich immer sehr müde, da es viel anstrengender ist, sich 3 Stunden lang mit so vielen kleinen Kindern zu beschäftigen, als man denkt!
Kurz vor 12 wird dann noch ein kleines Tagesgebet aufgesagt/geschrien und ein kurzer Abschiedssong gesungen. Nachdem sich die Kinder alle einzeln bei uns mit einem High 5 verabschiedet haben, geht es mit Mama/Papa oder Geschwisterkind nach Hause und Clara und ich können uns auf den Maisbrei stürzen. Inzwischen finde ich diesen Nsima schon essbar (obwohl der im Projekt scchon nochmal ekliger ist als bei Malawiern zu Hause), aber nur wenn es Fleisch dazu gibt. Dann kann man den Nsima so in der Fleischsoße wälzen, dass man hinterher den Nsima-Geschmack nicht mehr schmeckt. Viele sagen ja, dass der Maisbrei einfach nach nichts schmeckt und deswegen so langweilig ist, aber in unserem Projekt hat der, finde ich so einen ekligenNachgeschmack...
Naja genug zum Nsima! Da wir eine sehr lange Mittagspause haben, haben wir auch sehr viel Zeit, uns mit den verschiedensten Sachen zu beschäftigen. Manchmal spielen wir Bao, wenn das Holzbrett gerade frei ist. Bao ist das bekannteste und beliebteste Spiel hier in Malawi; das sieht man die Leute aucch ständig auf dem Markt oder am Straßenrand oder vorm Haus spielen. Da sitzen dann zwei Männer, die rasend schnell und fließend Murmeln durch die Kuhlen des Holzbrettes bewegen, während unzählige andere Leute drum herumstehen und gebannt zuschauen.
Wenn aber gerade jemand anderes beim Baospielen ist, lesen wir uns gerne auch mal ein Philosophie Buch vor oder hören einfach Musik. Und irgendwann bereiten wir dann meistens auch unseren Unterricht vor...
Montag, Mittwoch und Freitag unterrichten wir unsere Standard 5 Schüler (5. Klasse) von halbvier bis 5. Davor haben wir noch eine knappe Stunde Chichewa Unterricht bei einem sehr jungen Lehrer unseres Projektes (19), der selbst grade noch Schüler in der Form 4 ist (letzte Stufe der Secondary School) und sich gerade auf ein Technical College in Lilongwe bewirbt. Mit den Fünftklässlern macht der Unterricht richtig Spaß. Wir haben nämlich jeweils nur 5 Schüler zwischen 11 und 14, die alle total lustig sind und dann während der Pausen gerne tanzen oder singen (oder auch im Unterricht schon). Wir haben sie schon total liebgewonnen und freuen uns jedes Mal auf unsere Schüler.
Dagegen jedoch sind unsere Erstklässler, die wir Dienstag und Donnerstag unterrichten, sehr viel anstrengender. Die kommen halt direkt aus der Nursery und sind noch nicht so richtig an die Schule gewöhnt, zumal sie bei uns sicherlich frecher sind als bei den anderen Lehrern. Vor denen haben sie viel mehr Respekt, weil sie strenger sind und zur Not auch mal nen Klaps auf den Hinterkopf geben. Manchmal läuft der Unterricht ganz gut und der Großteil schreibt von der Tafel ab, aber da gibts es dann doch diese Rabauken, die nie einen Bleistift oder Heft dabei haben (was alle am Anfang des Schuljahres von der Schule gesponsert kriegen). Eigentlich sind es auch nur 13 Kinder, was im Gegensatz zu den normalen Klassen, in denen 40-60 Kinder sitzen, gar nichts ist. Aber trotzdem ist es für uns wirklich eine Heidenarbeit, sie alle in Schach zu halten (was ich eigentlich nie schaffe:D). Ich kommee jedenfalls immer total fertig und manchmal sogar mit dem Gedanken, was geschafft zu haben, aus dem Unterricht.
Soviel mal zu unserer Arbeit im House of Hope... Ich könnte noch STUNDENLANG über die Kinder in der Nursery schreiben, weil sie alle so einzigartig lustig sind. Aber um das nachvollziehen zu können müsste man sie einfach live erleben..!
Wir haben jetzt noch eine Woche zu arbeiten (nur Nusery, weil die Schüler eine besondere Woche mit den Angeboten wie Tanz, Theater, Chor und mehr haben) und dann gehen wir über Weihnachten und Silvester Malawi bereisen! Ich freu mich da sehr drauf, da mich meine Schwester Lena besuchen kommt und wir uns hoffentlich schon vor oder an Weihnachten sehen!!
Der nächste Eintrag kommt dann wahrscheinlich erst 2017...=)
P.S.: Das mit den Bildern klappt immer noch nicht, ich weiß nicht worans liegt, weil ich grade sogar gutes Internet habe... Aber ihr könnt mich sonst auch privat anschreiben, dann kann ich ein paar Bilder senden