Montag, 27. März 2017

6. Hanna und Lena



Über ein halbes Jahr meines Freiwilligendienstes ist jetzt schon um – kaum zu fassen, wie schnell die Zeit vergangen ist! Da ich mit meinen Blogeinträgen offensichtlich nachlässiger werde, gibt es zwischen Dezember 2016 und jetzt noch viel zu viel zu erzählen.  Am besten ich fange mit dem Dezember an, der ein einziges Highlight meines Auslandsjahrs darstellt…

Bis zum 16. Dezember waren wir noch – mehr oder weniger – arbeiten. Mehr oder weniger, weil für den Closing Day am 16. alles vorbereitet wurde. Die Kinder der Primary School hatten keinen Unterricht mehr, sondern probten in verschiedenen Gruppen, wie z.B. Chor, Tanzen, Drama und mehr für den Closing Day. Da Clara am 13. und Jasper am 06. Geburtstag hatte, kamen nahezu alle Kolping-Malawi-Freiwilligen an diesem Wochenende zu uns, um die Geburtstage nachzufeiern und dann am Montag alle zusammen loszufahren in den Urlaub. 

Unser erstes Ziel war Chilumba, was ganz im Norden nahe am Malawisee liegt. Dort leben Nora und Elli, zwei unserer Mitfreiwilligen, und unterrichten an einer Secondary School. In Chilumba ist es unerträglich heiß, auch nachts ist es seehr warm. Und wenn man abends draußen gemütlich zusammensitzt, um die kaum merkliche Abkühlung zu genießen,  ist man von vielen Tieren umgeben, kleine und größere… 
Nach einer Nacht voller Alpträume vom Ersticken oder von Spinnen unterm Mosquitonetz, machten wir uns auf nach Livingstonia, nicht nur meiner Meinung nach einer der schönsten Orte Malawis. Livingstonia ist ein Bergdorf, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf den Malawisee und die umgebenen Berge hat. Dort machten wir es uns erst in einer sehr ruhigen Lodge gemütlich, in der wir nahezu die einzigen Gäste waren.
 Nach zwei Nächten siedelten wir um in die benachbarte Lodge, da dort mehr los ist und vor allem: um meine Schwester Lena zu treffen!! 😊 Vorher reiste sie mit Ronja von Dar es Salaam runter nach Malawi, um von Lilongwe wieder zurück zu fliegen. Endlich fanden wir uns unter Freudentränen an der Bar, ich hab mich unglaublich gefreut sie wieder zu sehen!
Nach ein paar Tagen mit Ronja und Lena auf der Mushroomfarm (die anderen sind schon früher weiter gereist), ging es weiter nach Nkhata Bay am See, mit kleinem Zwischenstopp in Mzuzu (schöne, relativ kleine Stadt im Norden). Plötzlich war ich diejenige, die sich am besten auskannte und die beiden durch Mzuzu führen musste… Mit meinem Orientierungssinn, vor allem in Mzuzu, war das zwar ein  kleines Chaos, doch am Ende haben wir alles gefunden, was wir wollten und ich konnte ein bisschen stolz auf mich sein :D. 
In Nkhata Bay endlich angekommen (ca. 1 Stunde von Mzuzu), trafen wir wieder auf die anderen, die schon einen Tag länger dort waren. Hier verbrachten wir die Weihnachtsfeiertage, am See, ohne Sandstrand, aber mit wunderschön klarem Wasser. An Heiligabend war schrottwichteln angesagt. Wir haben uns alle ziemlich lustigen und unnötigen Scheiß geschenkt, aber es war ein sehr lustiger und schöner Abend, vor allem Ronjas geschmolzene Schokolade aus Deutschland hat das Leben uns armer Freiwilliger versüßt…
Am 25. gab es von unserer Lodge aus ein fettes Weihnachtsbuffet und wir waren in einem Club in Nkhata Bay feiern.
 Am 26. Ging unserer Reise schon wieder weiter in den Süden. Von Nkhata Bay trampten wir erst nach Salima, um im Haus von zwei von uns einen Zwischenstopp zu machen. Da wir eine sehr große Gruppe waren, teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe hatte, trotz Alkohol am Steuer, Glück, da sie schnell in Salima waren und ein komfortables Auto erwischt hatten. In der zweiten Gruppe waren wir 6 Leute, weswegen wir erst sehr erleichtert waren, dass wir alle zusammen in einem Auto mitfahren konnten. Doch der Typ, der uns gefahren hat, stellte sich als ein klein  wenig verrückt heraus…. 

Wir hatten von Anfang an einen festen Preis ausgemacht, für den er uns nach Salima bringen würde. Dieser Preis war günstiger als der normale Festpreis, aber unser Fahrer hatte zugesagt und Missverständnisse gab es sicherlich nicht. Nach einer Weile jedenfalls meinte er, er wolle mehr Geld von uns. Erst diskutierte er mit uns, doch er wollte nicht einsehen dass wir im Recht lagen, da wir einen Preis ausgemacht hatten und er zugesagt hatte. Die ganze Fahrt über fing er wieder an zu diskutieren und teilweise wurde er fast aggressiv und hat auf seine Hupe geschlagen und uns angeschrien. Letztendlich drohte er uns mit der Polizei in Nkhotakhota (halbe Strecke), wo er geboren wurde und deswegen viele kennt. Kurz vor Nkhotakhota wurden wir alle 2 Minuten irgendwelchen Leuten gezeigt, die er kannte. In Nkhotakhota sind wir dann ausgestiegen, weil er keinen Kompromiss eingehen konnte. So haben wir für die halbe Strecke den Preis gezahlt, den wir für die ganze gezahlt hätten, das war sehr ärgerlich und wir haben ihm noch ordentlich Beleidigungen an den Kopf geschmissen, als wir weg gegangen sind. Das Gruselige an der Geschichte ist, dass genau derselbe Typ später nochmal Clara Marius und mich von Mzuzu nach Lilongwe mitnehmen wollte und auch andere Freiwillige von der Organisation artefact haben von ihm erzählt, dass er genauso ausgerastet ist und sie genauso abgezockt hatte.
Nach einer Nacht in Salima fuhren wir nach Cape MaClear, eine Bucht am südlichsten Ende des Malawisees. Dort waren wir zufällig in der gleichen Lodge wie (fast) alle anderen deutschen Freiwilligen Malawis. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir fast 30 Deutsche auf einem Haufen und dementsprechend war Silvester eine große Party, die wir aber in einer angesagteren Lodge gefeiert haben, wo auch ganz viele andere Touristen waren. Am Neuhjahrsmorgen mussten wir schon wieder nach Lilongwe zurück, zumindest ich mit meiner Schwester, da deren Flug nach Deutschland am 03. schon ging. Am 02. konnte ich Lena und Ronja noch Lilongwe ein bisschen zeigen, aber am Tag darauf musste ich sie früh verabschieden, da ich selbst auch wieder zur Arbeit musste. Diese Zeit war wirklich sehr schön und ich habe mich über den Besuch von Lena und Ronja seeehr gefreut!  

Den Januar wollten eigentlich erstmal ruhiger angehen und nicht so viel Geld ausgeben, doch dann waren wir gleich von 13.-15. In Mzuzu, um Luise und andere zu besuchen, die dort oder in der Nähe wohnen. 
Außerdem fragte uns ein Freund, der vor ein paar Jahren mit einer deutschen Freiwilligen ein Projekt gegründet hat, ob er in unserem Haus für 1-2 Monate eine Freiwillige unterbringen kann. Natürlich haben wir zugesagt, wir haben immerhin ein unbenutztes Zimmer und natürlich ist das auch nicht nur unser Haus. Hanna kam also am 12.01., kurz bevor wir uns nach Mzuzu aus dem Staub machten. Jetzt, Ende März ist sie immer noch hier im Haus (bzw. grade ist sie im Urlaub und vermutlich wird sie danach gehen) und die Freiwilligen wechseln schon. Vorgestern kam die neue Freiwillige Marielle aus den Niederlanden, und es gab schon einiges Chaos. Dies hat viele Gründe, aber vor allem läuft die Kommunikation zwischen der deutschen Freiwilligenorga des Projektes, dem Projekt selbst und uns beiden  noch nicht so einwandfrei. Dann ist da noch das Problem, dass Hanna grade im Urlaub ist und ihren Raum natürlich nicht geräumt hat, weil sie nicht wusste, dass jemand kommen wird, als sie ging. Deswegen ist es grade eher chaotisch bei uns und unsicher, da bald auch noch Osterferien sind und Clara und ich natürlich verreisen wollen… 

In den Osterferien wollen wir vermutlich eher in den Süden reisen, unser Hauptplan ist der Berg Mulanje, der höchste Berg Malawis und wenn ich mich nicht täusche auch einer der höchsten Berge Afrikas. 

In meinem nächsten Eintrag werde ich von unserer Reise nach Tansania berichten…